Hintergrund
Das Interesse an nachhaltiger Entwicklung und ihren vielen miteinander verwobenen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Dimensionen hat in den letzten Jahren im Kultursektor deutlich zugenommen. Auch in der Kulturförderung gewinnt das Thema an Relevanz und die Antragsteller*innen werden häufig aufgefordert, bei der Umsetzung von Projekten nachhaltige und klimafreundliche Ansätze zu berücksichtigen.
Damit die Antragsteller*innen mit diesen zusätzlichen Anforderungen nicht allein gelassen werden, haben sich die Ernst von Siemens Musikstiftung, das Goethe-Institut, Impuls neue Musik, inm / field notes, der Musikfonds, ON Köln, die Akademie der Künste Berlin und Art Music Denmark für eine Reihe von Workshops zum Kompetenzaufbau im Bereich der nachhaltigen Entwicklung zusammengeschlossen.
Der folgende Text ist eine schriftliche Zusammenfassung des Workshops » Mit dem Climate Handprint zum Handeln motivieren« von Julia Siewert Julia Siewert, Senior Manager bei KlimAktiv.
Weitere Dokumentationen der Workshops zum Thema Nachhaltigkeit finden Sie hier.
Klimakommunikation
Warum ist Klimakommunikation so schwierig? Unsere Gesellschaft durchläuft hinsichtlich des Klimawandels einen eine gewaltigen Change-Prozess. Dabei stehen Gruppen und einzelne an verschiedenen Stellen: Während manche noch am Alten festhalten möchten, sind andere auf Richtungssuche und wieder andere haben ein Ziel klar vor Augen oder haben dieses auch schon erreicht. Das hat auch Auswirkungen auf die notwendige Kommunikationsstrategie, da es kein universell anwendbares Konzept geben kann.
Kernpfeiler gezielter Klimakommunikation:
- Es ist ein Fokus auf einen spezifischen Aspekt zu setzen und nicht alles auf einmal adressiert werden, sondern nur ein Thema wie z.B. Windenergie, nachhaltige Mobilitätsmodelle…
- Vorab sollte man sich selbst aus verlässlichen Quellen informieren (z.B. Klimawissenschaftsinstitute)
- Fakten zum spezifischen Aspekt müssen bekannt sein
- Eine Vorbereitung auf Mythen/Verschwörungstheorien ist notwendig, so dass diese enttarnt und entkräftigt/korrigiert werden können.
Voraussetzungen für gelungene Klimakommunikation:
- Wer muss angesprochen werden, um den gewünschten Wandel herbeizuführen: Welche Zielgruppe kann was bewirken, was sind die jeweiligen konkreten Handlungsoptionen. Vorangestellt sollte die ehrliche Überlegung sein: Ist diese Zielgruppe auch bereit, die Nachricht zu empfangen. Ohne Bereitschaft zum Dialog, müht man sich unnötig ab.
- Wie kann man seine Zielgruppe ansprechen:
Zuhören steht am Anfang, um die Gruppe kennenzulernen: Welche Pain Points hat diese Gruppe, was ist ihr wichtig, welche Sprache spricht die Gruppe, welche Kommunikationskanäle nutzt sie, welchen Akteuren vertraut sie. Die Sprache muss an die Zielgruppe angepasst sein: das Vokabular, die Bilder, die Beispiele. Storytelling kann ein gutes Vehikel sein, nur muss die Geschichte zur Zielgruppe passen. Am Ende sollte auch ein gutes Grundgefühl mitschwingen, um die Handlungsfähigkeit zu befördern und nicht zu lähmen. - Es sollten Lösungen präsentiert werden:
Dabei helfen Visionen, die realistisch sind. Es sollte auf die Bedarfe, Ängste und Wünsche der Zielgruppe eingegangen werden. Reale Beispiele von Erfolgen und das Aufzeigen von weiteren positiven Wirkungen von Maßnahmen macht die Nachricht anschaulicher und das Ergebnis erstrebenswerter. Außerdem muss bewusst sein, dass es sich nicht um eine Heldenreise, sondern um eine Gemeinschaftsaufgabe handelt. - Wichtig ist dabei auch, die eigene Positivität zu bewahren. Die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel und den Auswirkungen kann belastbar sein, daher ist es wichtig, Trauer zuzulassen und eine eigene, realistische Zukunftsvision zu entwickeln. Außerdem hilft es, sich auch selbst die bisherigen Erfolge immer wieder in Erinnerung zu rufen.
Der Climae Handprint als ein Kommunikationstool
- Während der Fußabdruck das negative misst und nur sehr schwer auf Null zu bringen ist, illustriert der Climate Handprint die Handlungsfähigkeit von Personen, Gruppen, Unternehmen.
- Zum Climate Handprint zählen sowohl vermiedene Emissionen durch steuerbare Maßnahmen bei sich selbst (z.B. nachhaltige Mobilität, vegane Ernährung…), aber auch indirekte Wirkungen, wie z.B ein Sinneswandel beim Publikum, da der Klimawandel adressiert, die Herausforderungen aufgezeigt und auch mögliche Lösungen präsentiert wurden.
- Der Climate Handprint ist nur zum Teil messbar: Vermiedene CO2-Emissionen zum Beispiel durch nachhaltige Mobilität der Künstler können berechnet werden, die Motivation zum Handeln jedoch nicht. Hier kann lediglich geschätzt werden. Zugleich kann dieser Motivation sehr viel bewirken. Das wohl bekannteste ist die Klimapolitik, die durch Fridays for Future bewirkt wurde.