Das Herzstück des Festivals DESIGNING VOICES 2025 bildet „Die lange Nacht der kuriosen Stimmen“, das in der fabrik Potsdam stattfindet. Es präsentieren sich 4 verschiedene Acts in 3 Konzerten.
Das am Vortag aufgeworfene Thema „Vom Sinn zum Klang“ wird durch das Quintett VIVA VOCAL Ensemble aus Göteborg fortgeführt. Die fünf Frauenstimmen navigieren in drei Werken der Australierin CASEY MOIR durch ausgewählte Texte von Gertrude Stein und Elsa von Freytag-Loringhoven. Letztere liefert die textliche Vorlage zur Umsetzung des Kompositionsauftrages von DESIGNING VOICES. Der Titel des neuen Werkes lautet „Astatootch“. Die Stimmen des VIVA VOCAL Ensembles treten im Laufe des Konzertes in Dialog mit einer Vielzahl von Objekten, das von diversen Trinkgefäßen, wie Wasser- und Weingläser, über Bücher und Schreibutensilien, Megafonen, Spieldosen, metallischen Gegenständen, wie Schrauben, Ketten u.ä., bis hin zu einem Haufen Erde reicht.
Im zweiten Konzert des Abends setzt sich die aus Moskau stammende Vokalkünstlerin NATALIA PSCHENITSCHNIKOVA in ihrer Stimm- und Objektperformance mit der Zeichnung „Angelus Novus“ [neuer Engel] von Paul Klee auseinander, das der Philosoph Walter Benjamin als ‚Engel der Geschichte‘ interpretierte. Prägt oder verstellt der Blick zurück, der auf die Trümmer der Geschichte gerichtet ist, die Sicht auf Zukunft?
In Teilen wurde die Komposition durch die Förderung vom Musikfonds e.V. möglich gemacht.
Den zweiten Teil dieses Konzertes gestaltet das französische Duett IN MY WATER von und mit der Stimmkünstlerin GUYLAINE COSSERON und dem Elektronikmusiker vom IRCAM in Paris, DIEMO SCHWARZ. Ihre Klangforschung resultiert in einer faszinierenden Verschmelzung von live erzeugten Stimmklängen mit ungewöhnlichen, aber höchst subtil geführten Computerklängen.
Den Abschluss des Abends bildet das Projekt SONIC ALCHEMY meets Alex Nowitz, wo das Duett der aus Portugal stammenden Perkussionistin SOFIA BORGES und des italienischen Kontrabassisten KLAUS JANEK auf den in Potsdam lebenden Stimmkünstler, Elektronikmusiker und Textdichter ALEX NOWITZ trifft. Die improvisatorische Herangehensweise ihrer Klangreise, die sie antreten, ist getragen von der Idee zur Kreation einer im Moment entstehenden kollektiven Komposition, die durch festgeschriebene Texte und Lautgedichte aus Nowitz' Sammlung "Haikus & Herotika" eine Lenkung erfährt, die überraschende Klangfarben heraufbeschwört. Verstärkt wird dieses Konzept dadurch, dass alle drei Musiker:innen ihr jeweiliges Instrumentarium mit einem umfangreichen Elektronik-Setup erweitern. Insbesondere die Stimme von Alex Nowitz in Verbindung mit seiner gestengesteuerten Live-Elektronik, dem Strophonion, setzt sich kritisch mit unseren Hör- und Sehgewohnheiten auseinander.
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Das Internationale Festival für vokale Performancekunst, Klang & Musik DESIGNING VOICES findet als Biennale und zum dritten Male in Potsdam vom 9. bis 12. Oktober 2025 statt. Die menschliche Stimme als Kunstobjekt, in all ihrer Breite und Vielfältigkeit live dargeboten, steht im Zentrum des Festivalkonzeptes.
Das viertägige Programm präsentiert aktuelle vokale Performancekunst, die mit Live-Technologien erweitert wird und/oder in Dialog mit Instrumenten und Objekten tritt. Das diesjährige Motto lautet KLANGSINNE und beleuchtet die sinnlichen Aspekte von Stimmklängen und erkundet gleichzeitig den Sinn von Klang im Spiel mit und ohne Sprache.
DESIGNING VOICES lädt 20 Performer:innen aus dem In- und Ausland ein, die sich insgesamt in acht Konzertperformances vorstellen. Alle Besetzungen von Solodarbietungen, einem Duett, einem Trio, einem Quartett bis hin zu zwei Quintetten sorgen für eine abwechslungsreiche Dramaturgie.
Erstmals vergibt DESIGNING VOICES dieses Jahr Kompositionsaufträge, und zwar an die australische Vokalperformerin und Komponistin Casey Moir (VIVA VOCAL ENSEMBLE) sowie den in Berlin ansässigen Kontrabassisten und Komponisten Meinrad Kneer (PHOSPHOROS ENSEMBLE).
Ein weiteres Novum ist der das Festival begleitende dreitägige Workshop mit dem Titel „Obertongesang und Resonanz: Traditionelle und experimentelle Praktiken“ unter der Leitung des in Taiwan lebenden Niederländers MARK VAN TONGEREN.