Opposite Editorial: Emeka Ogboh

field notes #40

20. Dezember 2024 | Emeka Ogboh

Emeka Ogboh vor einer seiner Installationen
©Emeka Ogboh

The Beat Goes On…

Die zeitgenössische Musikszene von Berlin lebt von ihrer Anpassungfähigkeit, ihrem Drang zu forschen und Grenzen zu überschreiten. Selbst von der Ungewissheit, der sich Veranstalter*innen und Musiker*innen der Freien Szene durch die bevorstehenden Kürzungen des Berliner Senats gegenüber sehen, lässt sich die lebendige Musikkultur dieser Stadt nicht beirren. Im Januar und Februar 2025 stellt eine Reihen von Veranstaltungen einmal mehr die unverwüstliche Abenteuerlust und Kreativität unter Beweis, die Berlin zu einem weltweiten Zentrum für experimentelle Klanglandschaften macht.

Ein Highlight ist das 26. CTM Festival, ein Leuchtturm der Avantgarde-Musik und -Kunst. Zehn Tagen lang bringt das genreübergriefende Festival immersive Veranstaltungen an der Schnittstelle von Klang, Performance und Technologie an verschiedene Orte der Stadt. Mit seiner Mischung aus lokalen und internationalen Künstler*innen und dem Anspruch, konventionelle Vorstellungen von Musik in Frage zu stellen, bleibt das CTM Festival eine wichtige Plattform für Experimente und künstlerischen Dialog.

Genauso bedeutend ist das Festival Ultraschall Berlin, das sich der zeitgenössischen Musik widmet und innovative Kompositionen in Orchesterkonzerten und Kammermusik präsentiert. Als Zusammenarbeit von Deutschlandfunk Kultur und radio3 vom rbb unterstreicht Ultraschall Berlin die Bedeutung, die auch Institutionen für die reiche Musiklandschaft der Stadt spielen. Die umsichtige Programmgestaltung spiegelt das Engagement des Festivals für junge Talente und etablierte Namen gleichermaßen wider und bietet einen umfassenden Einblick in die aktuelle Musik.

Wer intime und doch eindringliche Erlebnisse sucht, dem sei das Konzert mit Ben LaMar Gay Pierre im Pierre Boulez Saal empfohlen. LaMar Gays elektroakustische Collagen verschmelzen Klang, Raum und Folklore und nehmen mit auf eine improvisierte Reise, die sich jeder Kategorisierung entzieht.

Das internationale Flair der Berliner Musikkultur unterstreicht auch Gordon Grdinas von nahöstlicher Poesie inspiriertes RU'YA. Das Ensemble aus weltweit gefeierten Musiker*innen verbindet kulturelle und musikalische Traditionen und verkörpert damit Berlins Ethos der Inklusivität und künstlerischen Neugier.

Ein Konzert des Labels Warm Winters Ltd. schließlich bringt mit Aleksandra Słyż, Marta Forsberg und Luka Aron drei experimentelle Musiker*innen zusammen, die in ihren Werken die Grenzen zwischen akustischem und elektronischem Sound aufbrechen. Als weiteres Beispiel für die Abenteuerlust, die die Berliner Musikszene prägt, bietet es dem Publikum einen Blick in die Zukunft des Komponierens.

Mit diesen Veranstaltungen stellt die Berliner Musikszene ihre Widerstandsfähigkeit in schwierigen Zeiten unter Beweis. Diese Künstler*innen und Veranstalter*innen überleben nicht einfach. Sie bringen uns unaufhaltsam Innovation und Inspiration – allen Widrigkeiten zum Trotz.

- Emeka Ogboh

Emeka Ogboh ist ein multidisziplinär arbeitender Künstler. Seine Werke fußen auf einem multisensorischen Ansatz, der mit Sehen, Hören, Schmecken, Riechen und Tasten Orte erschließt.

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