Künstler*innen, Musiker*innen und Forscher*innen luden am 20. August dazu ein, das Verhältnis von Klang und Ökologie zu reflektieren. Die insgesamt acht Sessions umfassten Präsentationen, offene Gesprächsrunden, Workshops, Listening Sessions und Vorträge. Aus über 40 Einsendungen wurden diese Session gemeinsam mit einer Fachjury ausgewählt, bestehend aus Marina Cyrino, Katharina Rosenberger und Fabien Levy.
Session I 11:30–12:30 Uhr
Gilles Aubry »Sawt, Bodies, Species – Ökologische Stimmen und artenübergreifende Performance«
Raum: Clubraum
Im Nachklang der Veröffentlichung seines Buches Sawt, Bodies, Species (adocs 2023) stellte Gilles Aubry die Ergebnisse seiner Forschung über ökologische Stimmen in Marokko vor. Er präsentierte zwei kollaborative Videos als Grundlage für eine Diskussion über Interspezies-Performance und Umweltgerechtigkeit.
Emily Doolittle »Recycelte Klänge – praktischer Workshop zum Musikmachen aus Müll«
Raum: Besprechungsraum
In diesem spielerischen und experimentellen Workshop erforschten die Teilnehmer*innen die Klang- und Musikproduktion mit Gegenständen aus der Recyclingtonne. Nach einer kurzen Einführung wurden sie in Kleingruppen eingeteilt und erhielten (saubere) Recycling- und Müllgegenstände. Sie entwickelten kurze gemeinsame Kompositionen, in denen diese Klänge zum Ausdruck kommen. Der Workshop endete mit einer informellen Aufführung der einzelnen Stücke für die anderen Teilnehmenden.
Session II 12:30–13:30 Uhr
Halim Sbai »Joudour Sahara Music Program«
Raum: Clubraum
Halim Sbai ist Direktor und Mitbegründer des Joudour Sahara Music Program, einer INGO, die mit der Playing For Change Foundation gegründet wurde. Er war Mitbegründer des renommierten Musikfestivals Taragalte, fungierte von 2009 bis 2018 als Direktor und gründete das Zamane Festival First Edition 2022. Halim Sbai ist zudem Mitbegründer der Transsahara-Kulturkarawane des Friedens, um Solidarität zwischen Marokkanern, Maliern und Mauretaniern aufzubauen.
In seinem Open Space stellte er die Arbeit des Joudour Sahara Music Program vor.
Mimi Doulton »Die Vorstellung einer Zukunft ohne Flüge«
Raum: Besprechungsraum
Dieser Workshop war eine Einladung, sich gemeinsam einen Weg zur nachhaltigen Schaffung neuer Musik vorzustellen. Es wurde ein kritischer Blick auf die Praktiken von Komponist*innen und Interpret*innen und das Schreiben für bestimmte Interpret*innen/Ensembles aus einer Umweltperspektive geworfen. Zudem wurden praktische Fragen des nachhaltigen Tourneebetriebs untersucht sowie die Frage, wie wir unser Geld und unsere Zeit verwalten, um langsames Reisen zu unterstützen. Die Sitzung wurde mit einer gemeinsamen Erarbeitung eines Manifests für umweltfreundliche Praktiken in der Neuen Musik abgeschlossen.
Session III 14:30–15:30 Uhr
Edoardo Micheli »Klangökosysteme und Zuhörgemeinschaften«
Raum: Besprechungsraum
Ausgehend von den neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der Ökoakustik umfasste die Sitzung einen Vortrag, eine »Listening Session« und einige Übungen zur Klangvorstellung über die Besiedlung von Ökosystemen durch akustische Gemeinschaften, die einander ständig gegenseitig zuhören, die Komplexität der daraus resultierenden Klanglandschaft und deren dramatische Veränderungen aufgrund der Klimakrise. Außerdem gab es einen kurzen Überblick über hybride (menschliche und nicht-menschliche) akustische Gemeinschaften und einige Ideen dazu, wie man all dem zuhören kann.
Präsentation des Residency-Teams
Raum: Clubraum
Die Präsentation zog eine erste Bilanz der dreitägigen Residenz von sechs Künstler*innen aus Berlin und Dänemark in Form eines offenen Gesprächs.
Das Forum ist eine Initiative des dänischen Komponistenverbandes und Art Music Denmark in Zusammenarbeit mit field notes / inm – Initiative Neue Musik Berlin und der Akademie der Künste. Die teilnehmenden Künstler*innen sind Eduardo Abrantes, Samuel Hertz, Tania Rubio, Marina Cyrino, Miguel Angel Crozzoli, Heðin Ziska Davidsen.
Session IV 15:30–16:30 Uhr
Amanda Gutierrez: »Aural Border Thinking als Methode des Zuhörens«
Raum: Clubraum
Dieser Workshop zielte darauf ab, über situative Hörpraktiken nachzudenken und dafür die Erfahrung der Migration als Ausgangspunkt zu nehmen. Die akustische Verankerung (»aural grounding«) speiste sich aus der Herkunft der Teilnehmer*innen, Traditionen generationsübergreifenden Storytellings sowie aus mit der Selbstidentität verbundenen Migrationserfahrungen. Der Workshop beschäftigte sich mit der kritischen Hörpositionalität (Robinson, 2020) als selbstreflexivem Werkzeug beschäftigen, um räumliche Beziehungen mit »more-than-human«-Akteuren zu ermöglichen.
Nele Möller »(un)recording the field«
Raum: Besprechungsraum
In diesem Workshop ging es darum, die Praxis der Feldaufzeichnung kritisch zu reflektieren und auf die Handlungsfähigkeit der Aufgezeichneten zu achten, insbesondere derjenigen, die keine sprachliche Zustimmung geben können, und folgende Fragen zu stellen: Wie kann man dem Machtungleichgewicht zwischen Aufgenommenen und Aufzeichnenden entgegenwirken? Wie kann man die Praxis der »Klangjagd« unterbrechen? Wie kann man der Vorstellung von der Umwelt als kompositorischer Ressource entgegenwirken? Und wie kann man die Zustimmung des »more-than-human« während der Aufnahme einholen?