Labelportrait: Feral Note
field notes #37
12. April 2024 | Kristoffer Cornils
12. April 2024 | Kristoffer Cornils
Mit Feral Note schufen der Composer-Performer Kaan Bulak und die Kuratorin Lucilla Schmidinger eine gleich doppelte Schnittstelle. »Wir wollten Musik, Klangkunst und visuelle Künste zusammenbringen, so entstand das Label als eine Art Kunstsammlung«, erinnern sich die beiden. Nicht nur zwischen den verschiedenen Ausdrucksformen, sondern auch zwischen unterschiedlichen musikalischen Stilen vermitteln sie seitdem: »Wir haben auf der einen Seite die Ambient-Elektronik des Produzenten Cosmin TRG, Avantgarde-Performer*in su dance110 aus der Staatsoper Berlin und auf der anderen Seite die historischen Tasteninstrumente von Sylvia Ackermann, die wir im Schloss Köthen aufnahmen«, resümieren die beiden das freudvolle ästhetische Durcheinander im Katalog ihres Labels.
Zu Feral Note gehört auch ein Studio in Tiergarten, mit ihren Salonabenden bietet das Duo seinen Künstler*innen außerdem Raum und Zeit zur Entfaltung. Sich dabei nicht auf bestimmte Stile oder Praktiken festzulegen, gehört fest zum »kuratorischen Kern, der sich nicht durch Genres, sondern durch die Liebe zur künstlerischen Expressivität auszeichnet«, bekräftigen die beiden. Die Veröffentlichungen werden dementsprechend in verschiedenen Formaten angeboten: Die »KLANGBOX«-Serie erscheint auf Kassette, eine gemeinsame EP von Bulak mit Sängerin Sarah Aristidou flankiert von Remixen des Minimal-Techno-Meisters Ricardo Villalobos und der Experimentalmusikerin Ale Hop auf Vinyl, dazwischen werden Kunstdrucke mit Artworks von etwa Tarik Barri angeboten.
Obwohl das Duo den Fokus auf das gemeinsame Miteinander bei Live-Auftritten legen will, stehen in den kommenden Monaten viele Releases an: Auf Ackermanns Label-Debüt folgen Alben von Daniel Gerzenberg, der Lyrik mit elektronisch erweitertem Klavier verbindet, und Kristina Edin, die schwedische Lieder mit Kontrabass und Vokalflächen interpretiert, sowie das Trio Silent Mirror, Bio-Klangkunst von Marie Lynn Speckert und Michael Rauter, der leise Klänge zu gewaltigen Geräuschen verstärkt. Es sei ihnen wichtig, dass ihre »Künstler*innen ihre Kunst maximal ausleben« können, sagen Schmidinger und Bulak. Wie genau das klingt und aussieht, unterscheidet sich im Einzelfall. Feral Note aber stellt ein Relais für die unterschiedlichen Ergebnisse scheuklappenloser künstlerischer Freiheit dar.
Gegründet: 2017
Sitz: Berlin
Betrieben von: Kaan Bulak & Lucilla Schmidinger
Künstler*innen: Ale Hop, Anastasia Kobekina, Cosmin TRG, jeker/moser,
Martyna Poznanska, Michael Rauter, Ricardo Villalobos, Robert Lippok, Sarah Aristidou, Thomas Pfaffinger
Drei Anspieltipps:
Magna Pia »Dionysus« (2019)
Sarah Aristidou & Kaan Bulak »Agía Marína (Ale Hop Remix)« (2021)
Contrapunct »Hermeneutics II« (2021)
Website: feralnote.de