Labelportrait: Hyperdelia

field notes #29

1 November, 2022 | Redaktion

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Was heißt es heutzutage, ein Label für ambitionierte Musik zu betreiben? Mitunter bedeutet es, dass ein Swimmingpool gemietet werden muss. Für ein Projekt der schwedischen Klangkünstlerin Kajsa Lindgren wurden ihre Kompositionen, Field Recordings, Naturklänge, Körpergeräusche und Interviews unter Wasser ausgespielt und von dort aus wieder aufgenommen.

Zu hören sind die Resultate auf »WOMB«, der zweiten Katalognummer des im Jahr 2016 gegründeten Berliner Imprints Hyperdelia. Aus der Taufe gehoben wurde es ursprünglich, um dem Debüt des Serenus Zeitblom Oktett ein Zuhause zu bieten, doch sind die Betreiber Malte Kobel und Andreas Dzialocha am Ball geblieben. Sie lassen es aber bewusst langsam angehen. »Wir arbeiten meistens sehr nahe mit den Künstler*innen zusammen«, erklärt Dzialocha, der selbst im Jahr 2020 das Album »For Always« über Hyperdelia veröffentlichte. Laufzeiten von ein bis zwei Jahren sind deshalb keine Seltenheit, mittlerweile hat sich der Output bei durchschnittlich einer Veröffentlichung pro Jahr eingepegelt – was auch daran liegt, dass die beiden ihre Arbeit nicht zum »echten Job« machen wollen.

In qualitativer Hinsicht mangelt es ihnen offensichtlich keineswegs an Eifer. Zuletzt illustrierten das ambitionierte Debüt von Stellan Veloce aus Berlin und ein Album des Komponisten Laurie Tompkins, die beide in kurzen Abständen zueinander erschienen, die beeindruckende Bandbreite, die Hyperdelia abdeckt: Auf der einen Seite eine »Frankenstein-Supergroup«, die sich Veloce aus Aufnahmen verschiedener Musiker*innen zusammencollagiert hat, auf der anderen kratziger, krachiger Pop und noisige New-Age-Klänge. Es gebe keine »Hyperdelia-Handschrift«, betonen die Betreiber. »Das finden wir auch gut so!« Doch verfolgen Dzialocha und Kobel auf anderer Ebene eine klare Philosophie: Wie ihre Arbeiten präsentiert werden, bestimmten die Künstler*innen selbst. »Wir geben eigentlich jede Art von Entscheidung ab, vom Coverdesign bis hin zum Mastering«, erklärt Dzialocha. »Und wir reden sehr viel mit den Künstler*innen während der Produktion über ihre Musik und Arbeitsprozesse.« Es ist eben ein enger und nachhaltiger Umgang, den die beiden mit ihrem Roster pflegen.

 

Gegründet: 2016
Sitz: Berlin
Betrieben von: Malte Kobel, Andreas Dzialocha

Künstler*innen: Laurie Tompkins, Stellan Veloce, Kajsa Lindgren, Ashley Paul, Julia Reidy, Els Vandeweyer, Carlo Spiga, Felicia Atkinson, Teresa Winter, Serenus Zeitblom Oktett

Drei Anspieltipps: Andreas Dzialocha – For Always LP (2020), Laurie Tompkins – Sharp Love Slow Faint (2022), Stellan Veloce – Stellan Veloce’s Complesso Spettro (2022)

Website: hyperdelia.com

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