Labelportrait: Black Truffle

field notes #25

1. Januar 2022 | Redaktion

Logo Black Truffle

Der Name spricht es bereits aus: Oren Ambarchi ist ständig auf der Suche nach versteckten Schätzen und betreibt Black Truffle deswegen von überall aus. Oder besser: betrieb. Denn mit der Pandemie strandete der Australier in Berlin, auch wenn er weiterhin Melbourne als den Label-Hauptsitz angibt. Dort nämlich hatte alles begonnen.

»Ursprünglich hatte ich das Label aus dem alleinigen Zweck gegründet, einige meiner älteren Releases neu aufzulegen«, erinnert er sich. Dazu gesellten sich neue Projekte mit Keiji Haino und Jim O’Rourke und bald auch Reissues von Klassikern von etwa Arnold Dreyblatt, Alvin Curran und des britischen Trios AMM. Auch dabei aber blieb es nicht. Black Truffle wurde zu eine, generationenübergreifenden Netzwerk, das seitdem unter anderem der Klangkünstlerin crys cole, der Gitarristin Julia Reidy oder Legenden wie Annea Lockwood und Alvin Lucier ein Zuhause bot.

»Kunst und Klänge, die schwer zu definieren oder zu kategorisieren sind, ziehen mich besonders an«, erklärt Ambarchi. Es ginge ihm primär um Werke, die in ihrer Unberechenbarkeit gleichermaßen emotional aufregend wie intellektuell stimulierend sind; Aufnahmen, die mit jedem Wiederhören Neues preisgeben. So schließlich funktioniert auch das Label: »Es ist mir wichtig, mich innerhalb meiner Arbeit weiterzuentwickeln, sodass jedes neue Release einen weiteren Schritt nach vorne bedeutet«, sagt er.

Das schlägt sich auch in der Aufmachung der Vinyl-Veröffentlichungen nieder. Reissues werden meist von neuen Linernotes begleitet, für das Design sind Musiker Lasse Marhaug und Stephen O’Malley zuständig, während die Klangkünstlerin crys cole Ideen für Aufmachung und Gestaltung zusteuert. Selbst die Presse- texte schreit ein weiterer Künstler: Francis Plagne. Allein das beweist, dass Black Truffle nicht nur als Label, sondern als kreativer Knotenpunkt einer lose miteinander zusammenhängenden, aber hingebungsvoll treuen Familie dient – ob der Hauptsitz sich nun historisch betrachtet in Melbourne, geografisch gesprochen in Berlin oder gedanklich schon auf der Jagd nach der nächsten verborgenen Köstlichkeit auf Weltreise befindet.

 

Gegründet: 2009
Sitz: Melbourne (Australien)
Betrieben von: Oren Ambarchi

Künstler*innen: Annea Lockwood, David Behrman, Alvin Lucier, Amelia Cuni, Alvin Curran, Eiko Ishibashi, Will Guthrie, Phew, Arnold Dreyblatt, Haino/O’Rourke/Ambarchi

Drei Anspieltipps: Paul DeMarinis – Songs Without Throats (2019), Ruedi Hausermann – Galerie Randolph (2019), Ora Clementi – Sylva Sylvarum (2021)

Website: www.blacktrufflerecords.com

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